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Lord North unterstützte, die darauf ausging, das Recht der Colonisten mit Füssen zu treten. Ein glaubwürdiger deutscher Schriftsteller, Dr. Neumann (8. 1.) bemerkt sehr richtig, dass ,,schwerlich einer jener hervorragenden Staatsmänner des 18. Jahrhunderts eine richtige Vorstellung von dem Kampfe und seiner wahren Natur oder von dem Charakter und der Bestimmung der Colonien hatte." Selbst französische Philosophen, wie Buffon und Raynal erklärten,,,dass in Amerika nicht die Menschen allein, sondern die Natur selbst sich verschlechtert hatte. Pflanzen und Thiere sowohl als Engländer und andere Europäer nahmen an Grösse ab und verloren ihre besseren Eigenschaften, wenn sie auf jenen unglückseligen Boden verpflanzt wurden". 8. 42.

Amerikanische Flagge.

Der Vereinigten Staaten Flagge datirt vom 2. Januar 1776. Sie wurde zuerst während der Belagerung von Boston durch Washington aufgerichtet. Sie enthielt dreizehn rothe und weisse Streifen, um die Zahl der Colonien anzudeuten. Hierzu kam ein azurblaues Feld mit dreizehn Sternen. Der Congress genehmigte die Flagge als nationales Banner, Juni 1777. Anfangs wurde für jeden neuen Staat ein neuer Streifen hinzugefügt, bis die wachsende Zahl der Staaten eine Inconvenienz entstehen liess. Deshalb beschloss der Congress, April 1818, zu den ursprünglichen dreizehn Streifen zurückzukehren und die Vermehrung der Staaten durch hinzugefügte Sterne anzudeuten.

8. 43.

Niederlage Bourgoyne's.

1777.

Am 17. October 1777 ergab sich der brittische General Bourgoyne an Gen. Gates. Er hatte eine brittische Armee von Canada nach den Vereinigten Staaten zu führen gesucht, war aber durch Gates und Arnold verhindert und gezwungen worden, sich mit seiner ganzen Abtheilung bei Saratoga zu ergeben. Bei seiner Rückkehr nach England traf ihn zuerst Un

gnade und Verachtung; später widmete er sich der Litteratur und schrieb mehrere Stücke für die englische Bühne.

8. 44.

Bündniss mit Frankreich.

1778.

Im Jahre 1778 wurde das Bündniss mit Frankreich goschlossen und es erschien die französische Flotte unter d'Estaing.

2. 45.

Das Gemetzel bei Wyoming.

1778.

Wyoming, in Pennsylvanien, ein schönes einsames Thal am Susquehanna-Ufer, enthielt eine blühende Colonie mit der Stadt Westmoreland und einer Bevölkerung von 2000 Einwohnern. Am letzten Tage des Juni 1778 brach ein Corps von 400 brittischen Provinzbewohnern und über 700 Indianern unter dem Commando von Oberst John Butler in das Thal, griff die 300 Mann Vertheidiger an und metzelte in einer verzweifelten Schlacht etwa 200 derselben nieder. Von den wilden Indianern und amerikanischen Royalisten wurde mit einer Grausamkeit verfahren, die selbst der Gefangenen nicht verschonte. Am Abend der Schlacht führten sie eine Anzahl der Letzteren zum Tode. Ein Felsen, Königin Esther genannt, bezeichnet den Fleck, wo ein indianisches Weib, das nur zur Hälfte dieser Nation angehörte, mit eigener Hand 14 Gefangene mit dem Tomahawk niederhieb. Die Uebriggebliebenen flohen durch die Wildniss. Viele davon starben auf dem Wege, und Wyoming war eine Zeit lang gänzlich verlassen. Dies Ereigniss ist der Gegenstand eines Gedichtes geworden: „,,Gertrude von Wyoming" von Campbell, das jedoch das Gemetzel in jenem Thale übertreibt; denn so entsetzlich es auch war so ist der Dichter doch zu sehr seiner eigenen Einbildungskraft gefolgt.

2. 46. Paul Jones.

Der berühmte Schiffs-Commandeur dieses Namens, ein geborner Schotte, trat im September 1775 in den Dienst der

Colonien, in welchem er als Lieutenant verwandt wurde. Man sagt, er habe die erste amerikanische Flagge am Bord seines Schiffes aufgehisst: einen Fichtenbaum mit einer Klapperschlange um seine Wurzel gewunden. Seine kühnen und erfolgreichen Unternehmungen erregten Aufmerksamkeit. Einst landete er an der Küste Schottlands in der Absicht, sich kostbare Geisseln zu verschaffen und nahm beinahe den Earl von Selkirk gefangen. Ein anderes Mal brachte er ein PrisenSchiff nach Brest, Frankreich, mit 200 Gefangenen, die doppelte Zahl seiner eigenen Bemannung. Vom 14. August bis zum 23. September 1779 nahm er 26 englische Schiffe, wodurch er an der Ostküste Englands die grösste Bestürzung hervorrief. Am 23. September fand bei Flamborough an der Nordsee zwischen seinem Schiffe, dem,,Richard", und dem englischen Schiffe,,,Serapis", ein hitziger Kampf beim Mondschein statt, während die Ufer mit Zuschauern bedeckt waren. Nach einer schrecklichen wechselseitigen Kanonade fragte der englische Capitain seinen Feind, ob er die Fahne eingezogen hätte. Jones erwiederte:,,Ich habe noch nicht begonnen, zu fechten" und der Kampf wurde grimmig fortgesetzt. Jones band das Bugspriettau des ,,Serapis" an den BesansegelMast des,,Richard" und die amerikanischen Seeleute schleuderten von dem Deck ihres Schiffes Handgranaten auf das feindliche, von denen eine 20 Feinde tödtete oder verwundete. Der,,Richard" brannte und war dem Sinken nahe, aber Jones setzte die Schlacht fort und der „Serapis" strich die Flagge. Dieser Kampf soll der blutigste und hartnäckigste gewesen sein, der je zwischen zwei Schiffen stattgefunden hat. Jones wurde in Frankreich mit ausgezeichneten Ehren empfangen. Der König machte ihm ein Schwert zum Geschenk. Bei seiner Rückkehr nach den Vereinigten Staaten weihte ihm der Congress eine goldene Medaille und General Washington sandte ihm ein Dankschreiben. Dennoch sind seine Dienste nicht geziemend belohnt worden. Später trat

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er in die russische Marine, von der er aber durch Intriguen vertrieben wurde. Die Kaiserin Catharina setzte ihm eine Pension aus, welche jedoch niemals ausgezahlt wurde. Im Jahre 1792 starb er in Paris arm und vernachlässigt. Sein eigentlicher Name lautete John Paul; der Name Jones war in spätern Jahren aus unbekannten Gründen angenommen.

8. 47.

Benedict Arnold.

Die Verrätherei Arnold's ist ein hervorstechender Zug des Krieges. Derselbe war ein trotziger, ausschweifender, charakterloser, aber tapferer amerikanischer Offizier. Sein schlechtes Betragen hatte ihn vor ein Kriegsgericht gebracht, welches ihn zu einem Verweise seitens des Oberbefehlshabers verurtheilte. Obwohl Washington dieses Urtheil mit grosser Nachsicht ausführte, so brachte doch dies den wilden und rachsüchtigen Charakter des Verräthers zu einer Krisis. Er erbat und erhielt von Washington den Befehl über das Fort West- Point an dem Hudson-Fluss, den wichtigsten Posten der Vereinigten Staaten. Dies amerikanische Gibraltar beschloss er dem Feinde zu übergeben und so den vollständigen Ruin seines Landes herbeizuführen, in der Absicht sich eine glänzende Rache zu verschaffen und in der Hoffnung auf eine reiche Belohnung und ein Leben wollüstigen Vergnügens in der Fremde. Monate lang wurde eine verrätherische Correspondenz mit Sir Henry Clinton, dem brittischen Ober-Befehlshaber, geführt. Der Plan war reif, ausgenommen dass Arnold in einer persönlichen Zusammenkunft mit einem vertrauten Offizier von hohem Range jeden Punkt in diesem Handel nochmals zu erörtern wünschte, was mündlich besser und genauer geschehen könnte als schriftlich. Sir Henry Clinton übertrug dem Major André die Mission. Dieser wurde indess entdeckt, verhaftet und von Washington als ein Spion zum Galgen verurtheilt. Arnold aber entkam an Bord des brittischen Schiffes,,Vulture", vereinigte sich mit

einer brittischen Armee und befehligte eine Expedition gegen Virginia und Neu-London in Connecticut. Man sagt, er habe von einem Kirchthurm aus, dem Brande Neu-Londons, seines Geburtsortes, zugesehen. Das Fehlschlagen seines Planes verringerte vielleicht den Betrag seiner Belohnung, denn er wurde durch eine Zahlung von 6,300 Pfund Sterling abgefunden. Sein Verrath machte ihn selbst in England überall zum Gegenstande des Widerwillens und zog ihm häufig Beschimpfungen zu. Endlich verschwand er vom Schauplatz und verlor sich in Dunkelheit und Verachtung. Es liegt in einem Verrath etwas so Schändliches, dass selbst die, welche daraus Nutzen ziehen, den Verräther verachten.

Ein Sohn Benedict Arnold's diente später mit Ehren in der brittischen Armee und war eine Zeit lang der Adjutant Wilhelm's IV. Im Jahre 1851 erhielt er den Rang eines General-Lieutenants.

2. 48.

Niederlage Cornwallis am 19. October 1781.

Cornwallis hatte in dem siebenjährigen Kriege Friedrich's des Grossen gedient. Obgleich ein persönlicher Freund Georgs des Dritten, hatte er doch die Massregeln, welche zum amerikanischen Krieg führten, nicht gebilligt. In diesem siegte er über die Generale Gates und Green und verursachte in Virginien vielen Schaden an Privat Eigenthum. Endlich wurde er in Yorktown von der amerikanischen und der französischen Armee und der französischen Flotte eingeschlossen und ergab sich mit seiner ganzen Kriegsmacht am 19. October 1781. Das war die letzte Anstrengung des Königs von England, die Colonien zu unterwerfen. Lord Cornwallis wurde später zum Gouverneur des bengalischen Staates ernannt, stürzte durch eine Reihe von Siegen Tippo Saib und begründete die Macht Gross-Britanniens in Indien.

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