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In der Expedition gegen Fort Duquesne hatte die königliche Streitmacht unter Braddock's Oberbefehl aus regulären Truppen und virginischer Miliz bestanden, die letztere unter Washington's unmittelbarem Commando. Die Colonisten bemerkten mit freudiger Genugthuung, dass die bis dahin wenig geachtete Miliz nicht nur gleichen Muth mit den brittischen Regulären gezeigt hatte, sondern diesen auch durch ihre grössere Kenntniss des Landes und der Kriegführung der Indianer überlegen war. Der Nimbus, welcher den „brittischen Soldaten" umgab, war geschwunden. Der unkluge Hochmuth brittischer Offiziere erniedrigte sie in der Achtung der Colonisten. Des tapferen Braddock's Mangel an Geschicklichkeit warf nur ein stärkeres Licht auf das ruhige Genie Washington's, welches schon anfing, die Augen und Herzen seiner Landsleute auf den Mann zu ziehen. So erlangten die Colonisten Selbstvertrauen in dem Augenblicke, wo ihr Vertrauen sich vom Mutter-Lande abzuwenden anfing. 8. 18.

Forderung einer Vertretung.

1754.

Ein anderer Zwischenfall übte einen ungünstigen Einfluss auf die Beziehungen zwischen den Colonien und dem Mutter-Lande. Im Jahre 1754, als der Krieg mit Frankreich ausbrach, hielten alle englischen Colonien, mit Ausnahme der drei südlichsten, einen Congress, welcher das Gesuch an das Parlament richtete, Abgeordnete zuzulassen, um ihre Interessen in dem Kriege gegen Frankreich zu vertreten, oder wenigstens eine ColonialVersammlung unter dem Vorsitze eines von der Krone ernannten General-Commissars zu gestatten. Dies Gesuch wurde vom König und dem Parlament zurückgewiesen. Das Votum des Hauses der Lords gegen dasselbe war sogar einstimmig. 8. 19.

Uebergabe von Quebeck.

1759.

Das grossartige Schluss-Ereigniss des Krieges war die Einnahme von Quebeck durch General Wolfe. Durch einen

kühnen Angriff überfiel und nahm er die die Stadt beherrschenden Ebene Abrahams und erfocht einen der entscheidendsten Siege in der Geschichte, leider auf Kosten seines Lebens. Durch den Fall ihrer Haupt- Feste, des ältesten und wichtigsten Hafens Canada's, war die Vernichtung der französichen Herrschaft in Nord-Amerika vollendet. (Zu gleicher Zeist ist es England gelungen die Franzosen aus Indien zu verdrängen.) 2. 20.

Vertrag von Paris.
1763.

Der Krieg endete durch den Vertrag von Paris 1763, in welchem Frankreich an Gross-Brittanien, Canada, Acadia (NovaScotia) und Cape Breton, kurz alle seine Besitzungen östlich vom Mississippi Flusse mit Ausnahme der Stadt Neu-Orleans, abtrat. Diagr. I. u. II. stellen Nord-Amerika vor und nach dem Vertrage von Paris dar.

8. 21. Acadia.

Das oben erwähnte Acadien war der Schauplatz einer schmerzlichen Begebenheit in der Geschichte Gross-Brittannien's und seiner Colonien, nämlich der plötzlichen und willkürlichen Vertreibung einer französischen Bevölkerung von 18,000 Personen aus einer geliebten Heimath wegen angeblichen Missvergnügens über die Regierung und ihrer Zerstreuung unter die andern brittischen Colonien, die so schnell bewirkt wurde, dass in den meisten Fällen Familien-Glieder von einander getrennt wurden.

Dieser Vorfall bildet den Gegenstand jenes höchst reizenden Gedichtes „Evangeline" von Longfellow.

8. 22.

Zustand der Colonien.

Zur Zeit des Vertrages von Paris bestanden die Colonisten aus 2 Millionen Weissen - etwa die gegenwärtige Be

völkerung der Schweiz. Die Zahl der Neger-Sklaven betrug 500,000. Die Colonisten waren intelligent, betriebsam, moralisch und religiös. Trotz des aus der Zeit der Republik in England übertragenen republikanischen Geistes war die Liebe zu dem Mutter-Lande bei Weitem nicht erloschen.

8. 23.

Ungerechte Massregeln der heimathlichen Regierung. Alle Gelegenheiten, die Colonien zu versöhnen, wurden vernachlässigt. Das verderbliche Institut der Sklaverei wurde nicht nur gestattet, sondern befördert, und alle Massregeln der

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herrschenden Gewalt waren systematisch auf den Nutzen Englands berechnet. Der herannahende Bruch wurde durch leichte und vorübergehende Ursachen nicht herbeigeführt.

8. 24.

Search warrants.

1761.

Im Jahre 1761 wurden durch eine Parlaments-Acte allgemeine Haussuchungsbefehle ertheilt, welche Sherifs und Steuer

Beamte ermächtigten, in Privat-Wohnungen zu dringen, um dieselben nach unversteuerter Waare zu durchsuchen.

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8. 25. Stempel Acte.

1765.

Im Jahre 1765 wurde die Stempel - Acte eingeführt. Jedes im Handel gebrauchte Document war ungültig, wenn es nicht mit einem Stempel versehen war. Der niedrigste Stempel kostete einen Schilling (10 Sgr.) Der Preis stieg im Verhältniss zur Grösse des Geschäftes. Um diese Massregeln durchzusetzen, wurden Truppen nach Amerika geschickt und bei den Colonisten einquartirt, welche ihnen Feuerung, Cider, Rum etc. zu liefern hatten.

2. 26.

Erklärung der Rechte.

1765.

Massachusetts trat an die Spitze in dem Protest gegen diese Massregeln und schlug vor in New-York am ersten Dienstag im October einen Congress zu halten. Es erschienen neun Abgeordnete, welche die erste Form einer amerikanischen föderalen Vereinigung darboten. Dieser Congress verfasste eine Erklärung von Rechten, ein Memorial an das Parlament und eine Petition an den König, welche das Recht beanspruchte, nicht ohne Vertretung besteuert zu werden. Diese Schritte wurden von der Colonial-Versammlung gebilligt. Die StempelActe sollte am 1. Nov. in Kraft treten. Der Tag wurde zu einem Tage nationaler Trauer und Demüthigung gemacht. Die Kirchenglocken wurden geläutet und die Flaggen bis zur Hälfte des Mastes gesenkt. Eine allgemeine Uebereinkunft wurde von den Kaufleuten und dem Volke proclamirt, sich des Ankaufs von Waaren in England zu enthalten und Erzeugnisse englischer Manufactur nicht mehr zu gebrauchen. Die allgemeine Aeusserung des Volks - Gefühls führte zur Aufhebung der Acte am 18. März 1766.

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