Page images
PDF

Der Verfasser hat großen Fleiß und unverdroßene Ausdauer bewiesen, aber nicht weniger Genauigkeit und Scharfsinn. Wir verdanken ihm auch einige Modificationen zur Erleichterung des Gebrauches, die uns fehr willkommen sind; in dem Abschnitte der Herrschaftsangelegenheiten sind den einzelnen Artikeln nicht bloß die Zahl des Paragraphen, sondern auch der Abschiede beigefügt. Die Abschiede selbst sind nicht nur wichtig für die politische Geschichte der Schweiz im Allgemeinen, sondern hauptsächlich auch für die Verwaltungsgeschichte der sog. Unterthanenländcr, die so gut wie unbekannt ist, da selbst in den einzelnen Kantonsgeschichten wie von St. Gallen, Thurgau u. s. w. nichts Gründliches vorgebracht werden konnte. Erst durch die Abschiede lernen wir die staatsökonomischen Verhältnisse dieser Landschaften kennen, so wie noch vieles Andere, z. B. Post-, Strassen-, Zollwesen u. s. w. Es erhellt, daß dieselbe eine reiche Fundgrube für die fchweizerischen Historiker bil» den. Als erläuternder Anhang zum vorliegenden Bande scheinen nicht nur eine Reihe Zusätze — wir machen besonders auf Seite 133? aufmerksam, die Erklärung wenig oder gar nicht bekannter Ausdrücke enthaltend— sondern auch 16 ungedruckte Aktenstücke, größtentheils sonst nicht bekannte Bündnisse einzelner Kantone mit auswärtigen Staaten, wie Spanien, Frankreich, die Generalstaaten, ferner Friedensschlüsse u. s. w.

38. Berner Taschenbuch auf das I»hl 1860. Herausgegeben von L. kauterberg. Neunter Jahrgang. Mit 4 Abbildungen. Nein 1860. Druck und Verlag der Hallerschen Buchdrucker«. N. F. Haller. 8.

Auch dieser Jahrgang enthält wie die früheren eine Reihe trefflicher Originalarbeiten oder Quellenschriften, größtentheils zur Beleuchtung und Vervollständigung der neuern Berner Geschichte seit 1798 bestimmt. Er enthält: Wolfgang Musculus oder Müslin. Ein Lebensbild der Reformationszeit. Aus dem handschriftlichen Nachlasse des verstorbenen Dr. W. Th. Stradebor, Professor in Basel, mitgetheilt vom Herausgeber. — Nach Graubünden. Die 4 ersten Tage meiner Reiseerinnerungen. Von Sigmund Kistler, Kantonskassier, mit 2 Abbildungen, welche der Verfasser, ein eifriges Mitglied der Künstlergesellschaft in Bern, felbst an Ort und Stelle zeichnete. Diese Reiseerinnerungen, hin und wieder durch eine poetische Einlage gewürzt, sind recht ansprechend und treu — gerade das, was wir von einer guten Neisebeschreibung wünfchen. — Beiträge zur Geschichte des Unterganges der alten Republik Bern im Jahr 1798.

1) Erinnerungen des 87jährigen Veteranen Johannes Iaun, gemeiniglich genannt Battenhans, von St. Beatenberg, an seine Erlebnisse im Jahre 1798, getreu nach seiner Erzählung mitgetheilt von R. Krähenbühl, Pfarrer zu St. Bratenberg.

2) Aus meinen Erlebnissen im Jahre 1798. Von dem 80jährigen Rudolph Bürgi von und in Seedorf. Mit einleitenden biographischen Notizen über den Verfasser von dem Herausgeber. —

Ein Spottlied in Knittelversen über den sog. Stocklitring 1802 (Vertreibung der helvetischen Regierung) von K. L. Stettler.

Albrecht Friedrich May, Staatsschreiber von Bern, dargestellt in seinem Leben und Wirken von dem Herausgeber. Mit dem Bildnisse von A. F. May.

Das Leben eines schweizerischen Staatsmannes zu beschreiben, der 60 Jahre lang (geb. 1773 und gest. 1852) in einer Republik während vier Staatsumwälzungen in öffentlicher Stellung blieb, ist eine schwierige Aufgabe, die jedoch der Verfasser trefflich gelöst hat. Nicht allein weiß er trotz des überreichen Stoffes, der sich ihm in den Weg stellt, stets ein reges Interesse für die Hauptperson zu bewahren, sondern er schildert den oft scharf einschneidenden Staatsmann so unbefangen und unparteiisch, als ob er in einer längst verschwundenen Zeit gelebt hätte. Die Biographie des Staatsschreibers May wird immerhin einen wichtigen Beitrag zur modernen Bernergeschichte bilden, einzelne Abschnitte möchten auch für Deutschland von Interesse sein wie z. V. May's Studienzeit in Jena, wohin er sich im Frühjahre 1796 „staatspolitischer Ausbildung« wegen begeben hatte; den gewaltigsten Eindruck übte auf den denkenden Jüngling der große Philosoph und wahrhaft deutsche Mann Fichte, den er in seinen Briefen noch später wiederholt nennt. Er hielt auf vielseitiges Studium und hörte eine Reihe ausgezeichneter Vorträge an; er suchte und fand später Gelegenheit genug, seine vielseitigen Kenntnisse anzuwenden. May wirkte einzeln und im Verein mit Andern. In letzterer Beziehung hat nun der Biograph ein besonderes Verdienst, indem er bei dieser Gelegenheit mehrere bedeutende politische, militärische, wissenschaftliche Gesellschaften, die in der Regel ihrem Zwecke und ihrer EntWickelung nach mehr genannt als bekannt sind, gründlich schildert

[graphic]

z. N. den sog. äußeren Stand in Bern, die helvetische (Schinznacher oder Oltener) Gesellschaft u. a. m.

39. Neujahisblat» für die bernische Jugend. 1860. Heraus» gegeben unter Mitwillung der bernischen Kllnstlergesellschaft vom hist. Verein de« Kanton« Bern, — Die Schweizer in Italien und der bernische Feldhaupt» mann Albrecht vom Stein, Von vr, B. Hibber. Bern. Verlag der Vnch» Handlung von H. Blom. 8.

Die Züge der Schweizer »ach Italien, vornehmlich im 16. Jahrhundert, werden nach schweizerischen und italienischen Quellen geschildert. Unter den Schlachten ragt die von Rovara (1513 Juni 0) hervor, in welcher die Franzosen trotz großer Uebermacht von den Schweizern (sie gebrauchten eine sonst nicht bekannte Kriegslist) furchtbar geschlagen wurden, so daß das französische stricgshcer in Trümmer aufgelöst in Einem fort über den Moni Ceuis bis nach Frankreich floh. Doch gelang es der französischen Schlauheit, sich später mit den Schweizern abzufinden, sogar die bedeutendsten Kämpfer wie A. vom Stein u. f., w. zu gewinnen. Stein bezahlte seine Schuld durch Helden in üthigcn Tod auf dem Schlachtfeld zu Vicocca. 1522. April 27.

40. Da« Gesetz über die Rechte de« Staate« in lirchlichen Dingen und die Schul» und Ehegesetzgebung im Kanton Tes» sin. Locarno. Kanton« Buchbruckerei. 1860. 8.

Was im Titel genannt ist, erscheint eigentlich nur als Beilage, indem die 102 Seiten starte Schrift — Übersetzung oder Original der früher erschienenen italienischen Schrift gleichen Inhalts — fast nur eine tirchenhistorische Auseinandersetzung enthält, wie früher, und insbesondere durch die Eidgenossen im Tessin, die Rechte des Staates in kirchlichen Dingen ausgeübt worden sind.

41) Die Trennung von Tessin, Puschlav und Bills von den lombarbischen Bisthllmern Mailand und Eomo und deren Anschluß an schweizerische Bisthumssvrengel, St. Gallen, Scheitlin u. Zolliloser, 186U.

Die lange geschichtliche Einleitung ist reich an beweisenden Tatsachen, kirchlichen Aussprüchen und Verordnungen, uni die Rechtmäßigkeit der Trennung auf das Schlagendste darzuthun. Diese wie die vorhergehende Schrift sind von der gewandten Feder des bekannten schweizerifchen Staatsmannes, Nationalrath I. M. Hungerbühler.

42) Da« Veltlin nebst einer Beschreibung der Bäder von Bormio. Bon

[graphic]
[ocr errors][ocr errors]

1) I. David, Vaterland sche Historie. Tom. VIII. Loeren XIl u. 688 S. 8.

2) I. G. Moke, La Belgique an cienne et ses origt n es gauloises, germaniques et françaises. 2ième edit. Gand. 508 S. 8.

3) A. Wauters, Une episode des Annales des Comm un es belges. Avénement et mort de Guillaume de Normandie comte de Flandre. 1127–1128. 8.

4) I. Gach ard, La captivité de Fran ois I et le trait é de Mad rit. Brux. 84 S. 8.

5) W. H. Prescott, Histoire du regne de Philippe II. traduite par G. Renson et P. It hier. Brux, 1859/1860 bis jetzt 3 Bände.

6) N Considér ant, Histoire de la révolution du XVI. si è cle dans les Pays bas. 2éme édit. augmentèe d'une introduction par M. Fred er ix. Brux. 320 S. 8.

7) C. Chalon, Un coup d'état man qu 6. Brux. brochure. 8.

[ocr errors]

und reiht sich der des freilich nicht soviel Lob wie Prescott verdienenden Werks seines Landesgenossen Motley an.

Confiderant'S Geschichte der niederländischen Revolution des 16. Jahrhunderts wird von Herrn von Bemel in Band l! der Nevue lrime»lriell«, von 1861 S. 37 als der erste und zwar so glückliche Versuch einer Darstellung dieser Epoche gerühmt, daß in deren zweiter Auftage ihr Verfasser nur wenige unbedeutende Aenderungen zu machen nöthig gehabt habe. Herrn Frederir zu poetische, zuweilen satyrische Einleitung, sagt v. Bemel weiter, steche sehr gegen den Ernst des übrigens richtig von ihm gewürdigten Buches ab.

Die unter Nro 8 genannte Geschichte der belgischen Revolution des Jahres 1830 hat den ersten, auf ihrem Titel genannten, längere Zeit in Belgien lebenden italienischen Gelehrten Gemelli zum Verfasser, erschien zuerst in italienischer Sprache und darauf von Royer übersetzt in franzosischer. Nach v. Bemel a. a. O. S. 375 hat Gemelli den Charakter dieser Revolution im Ganzen richtig erfaßt und geschildert, in manchen Beziehungen jedoch aus natürlich zu erklärender Unkunde des Landes und der belgischen Nationalität nicht immer richtig geurtheilt. Zum Verdienste wird ihm angerechnet, daß er über den Parteianschauungen stehe und durchaus unbefangen sei.

Die unter Nro. 1, 2, 3, 7 und 9 aufgeführten Bücher sind Referent nicht zu Gesicht gekommen*).

II. Geschichte einzelner Provinzen, Bezirke und »neeier Oertlichleiten.

^. Lü'tlich und Mmur.

!<<iui8 äe Lourbou, ^ve^ue-^iinoe äs I^ie^s (1455—1482) Z>»i üä. 0»rui«l, H,l<Mvi2!e äe» Hiebive» äs I'üinriii-e. s»ri» 176 S, 8.

Verschiedene Gelegenheitsschiiften von H,li»tiä« OrnII«. n) Dessen Lonveuir» H,iel>snlogi^ue8 ou e^uizze» ä» I'e'tat, äe I», vills «t äu z>»^3 äe I^ieZe, äu mo^eu ngs ^usyu' »ux tsm^i» muäerue«. I^ießS, 60 S. 8.

b) Levus äe» älver»ez Partie» äe l» vills äe I^iege ^ 1'oee»»ion äe» löte» loyale» en 1850 (p»r üambler) 38 p. — o) üevue äe» »onuiuent» äs I» ville äe Liege 1856 (149 S ) — ä) lettre» »ui le» ti»VÄ,ux z>ud

") Ueber Nro. 9 siehe da« Uitheil unten am Schluß de« Berichtes.

« PreviousContinue »