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Gedanke durchweg vorwiegt, so weilt auf allen einzelnen Theilen eine liebliche einfache Würde.

Neben der Schärfe seines Verstandes besass Webster übrigens eine sehr lebhafte Phantasie, und in seinen Reden findet man neben den tiefsinnigsten Darlegungen oft die höchste ideale Schönheit, deren reizender Zauber seinem Werke eigentlich die Krone aufsetzte. Höchst charakteristisch zeigt sich dies in der berühmten Rede, welche Warren auf Bunker Hill gewidmet war, wo er plötzlich von der dritten Person in die zweite überspringt; die Nähe des Ortes, auf welchem der geliebte Held fiel, wirkt so mächtig auf ihn, dass er ihn gleichsam vor sich zu sehen glaubt, wie er sein theures Blut für das Vaterland dahin giebt, und er muss deshalb den Märtyrer selbst anreden, indem er seinen Zuhörern sagen will, welches Verdienst dem wahren Patrioten Nachruhm und Unsterblichkeit sichere. Doch man lese seine eigenen Worte auf II, pag. 151, welche hier wirksamer sprechen, als dieses jegliche Analyse vermöchte.

Durch diese und ähnliche Reden, in denen eine wahre Herzenssprache erklang, wurde Websters Name seinen Landsleuten doppelt theuer, und kein Americaner wird jemals an die Gräber von Hamilton, Adams, Jefferson und Jay denken, ohne sich dabei zugleich des grossen nationalen Redners zu erinnern. „Den schönsten Triumph seines Lebens", so schreibt über ihn einer seiner Landsleute, „kann man wohl seine sogenannte Compromiss-Rede nennen, die er im Jahre 1850 hielt, als die Frage wegen Einführung der Sclaverei in die neugewonnenen Staaten am Stillen Meere die Fortdauer der Nordamericanischen Union ernsthaft bedrohte. „Gottes Gesetz verbietet Sclaverei, Menschen brauchen sie nicht noch speciell zu verbieten“, war sein stärkstes, stets wiederkehrendes Argument. So vielen Widerstand und so grosses Missfallen dies Wort auch in den südlichen Sclaven-Staaten fand, so jauchzte ihm doch das ganze Land als dem Retter der Union zu, und zur höchsten Achtung gesellte sich jetzt die wärmste Bewunderung und wohlbegründete Liebe.“

In allen seinen Vorträgen lässt sich ein dreifacher Styl sehr genau unterscheiden; wir gewahren in demselben nämlich entweder den ruhigen Erzähler, den würdevollen Staatsmann, oder auch den von Leidenschaft ergriffenen Patrioten. So erscheint uns denn Webster oft bloss mit den einfachsten Worten einer schmucklosen Erzählung; die Thatsachen werden klar dargelegt und alles Gezwungene und Unnatürliche ist dabei sorgfältig vermieden. Man gewinnt dabei den reinen Charakter des Mannes ausserordentlich lieb, welcher langsam, aber sicher voranschreitet. Liegt die Entscheidung über eine wichtige Angelegenheit vor, haben vielleicht die Leidenschaften der Parteien den höchsten Grad erreicht, so tritt er mit doppelter Ruhe, Kraft und Würde vor uns hin, und im Bewusstsein seines Rechtes steht er da und bemeistert den gewaltigen Sturm, und während solchen Kampfes und nach demselben ist er seinen Gegnern oft wie ein leibhaftiger Herkules vorgenommen, welcher sich ganz ruhig auf seine Keule lehnt. Seine Geistesgegenwart in solchen Momenten soll ausserordentlich gewesen sein, und die Tiefe seiner Anschauung, die Durchsichtigkeit seiner Beweisführung übte dann stets einen unwiderstehlichen Zauber. In fester, dicht geschlossener Reihe treten dann seine Gründe auf, und sie sind gleich einer undurchdringlichen Phalanx, wie die Glieder einer Kette, welche nicht abbrechen will. Ist nun die Basis seiner Begründung sicher gelegt, dass er sich weiter frei gehen lassen darf, so wird sein Inneres plötzlich gewaltig bewegt, und besonders im Kampfe gegen das Schlechte und Niedrige braust dann zuweilen aus seinem Munde ein förmlicher Sturm von Worten daher, und sein Hohn, seine ausgesprochene Verachtung und Herausforderung bewirken Furcht und Schrecken.

Sprache ist dann auch wiederum der Sache völlig angemessen, und das verzehrende Feuer seiner Worte ist natürlich und von unwiderstehlicher Gewalt, so dass es alles Unreine zu verzehren scheint.

Mit Natur und Kunst, Geschichte und Philosophie war Webster auf's Innigste vertraut, und seine vollendeten Reden tragen viele Spuren von dem Eifer an sich, mit welchem er studirt hatte; aber er war zugleich auch ein werthvolles Rüstzeug in der Hand des Herrn, um Glauben und Moralität in seinem Vaterlande zu fördern und in allen seinen Reden und Thun blickt die sichere Zuversicht auf die Erlösung durch Christum, mit welcher er auch Andere zu erfüllen suchte. Er blieb seinem beseligenden Glauben bis zum letzten Athemzuge treu, und rührend ist die Schilderung über sein Hinscheiden, welche uns die Zeitungen brachten.

Webster empfing die Nachricht (lautete es dort), dass er nach wenigen Stunden sterben müsse, mit vollkommenem Gleichmuth, obgleich wenige Menschen die Erde mehr geliebt haben, als er. In diesem schwerem Augenblicke bekannte er seinen festen Glauben an das Christenthum, und sein letztes beredtes Wort war nicht an seine Mitbrüder, sondern an seinen Schöpfer gerichtet; nachdem er die Frauen des Hauses mit wenigen rührenden Worten des Lebewohls entlassen, sprach er zu dem einzigen Sohn, der ihm geblieben, und segnete einen Enkel, von dem er Grosses hoffte. Hierauf betete er mit lauter, deutlicher Stimme und schloss mit den Worten: „O Vater im Himmel, vergieb mir meine Sünden und nimm mich in Dein Reich auf, um Jesu Christi willen!" Damit starb er. Nach seinen Fähigkeiten wie nach der Bedeutung seiner Wirksamkeit verdient neben den beiden letztgenannten Rednern auch noch John Caldwell Calhoun aus Abbeville in South Carolina (geboren den 18. März 1782) angeführt zu werden. In seiner Jugend wendete er ganz besondere Vorliebe der Geschichte zu und studirte überhaupt auf der Schule mit solcher Leidenschaft, dass er krank und elend wurde, und dass seine Mutter, deren Gatte bereits gestorben war, sich genöthigt sah, den kränkelnden Knaben zu sich auf's Land zu nehmen. Nachdem Calhoun sich wieder völlig gekräftigt hatte, kehrte er zu seinen Studien zurück, und der Erfolg derselben war so erfreulich, dass er bereits im Jahre 1802 in das Yale College aufgenommen werden konnte; er widmete sich später der Rechtswissenschaft und besuchte die juristische Schule in Litchfield, wo er Gelegenheit fand, sich rühmlich auszuzeichnen. Die Studirenden stellten hier besondere Uebungen im freien Vortrage an, und Calhoun bewies dabei ein ganz ungewöhnliches Talent; er besass zugleich ein sehr gutes und sicheres Gedächtniss und in den improvisirten Debatten zeigte er schon dieselbe Genauigkeit im Auffassen und Gruppiren der einzelnen Ansichten, welche die Gegner vorgebracht hatten, die man auch in späterer Zeit bei dem Staatsmanne so sehr bewundern musste. Ueberhaupt aber zeichneten sich alle seine Reden neben logischer Strenge durch grosse Präcision des Ausdruckes aus, und die Americaner haben ihm deshalb den Beinamen des Philosophen oder Metaphysikers gegeben.

Im Jahre 1817 wurde Calhoun von dem Präsidenten Monroe zum Staatssecretär für den Krieg ernannt, und er bewährte sich in dieser Stellung so wohl, dass er in Anerkennung seiner Verdienste zwei Male hinter einander zum Vice-Präsidenten der Vereinigten Staaten erwählt wurde (1824 und 1828); ein persönliches Zerwürfniss mit General Jackson veranlasste ihn später, auf dieses ehrenvolle Amt Verzicht zu leisten. Den Freihandel (II, pag. 145) und die volle Souveränetät der einzelnen Staaten (II, pag. 144) vertheidigte er in seiner politischen Wirksamkeit stets mit dem grössten Feuer, und es war ihm eine wahre Herzenssache, den Grundsatz vor Allem gewahrt zu sehen, dass die Union nur als eine Verbindung der verschiedenen Regierungen unter einander,

aber nicht der Völker angesehen werden müsse, und dass ein jeder Staat das Recht habe, sich denjenigen Gesetzen des Congresses zu widersetzen, welche er für unconstitutionell erachte (II, pag. 146). In seinen Reden, welche sich durch Klarheit und Kraft auszeichnen *), geht er fast immer ohne viele Umschweife direct auf die Sache ein. Es ward schon oben angedeutet, dass sich die Gedankenfolge bei ihm durch grosse logische Strenge bemerklich macht; man findet dort indessen nicht etwa nur ein kaltes Räsonnement und trockne Lehrsätze, sondern vielmehr lebendige Realitäten, welche tiefen Ernst, die ursprüngliche Kraft und Einfachheit des Redners sehr gut darstellen. Seine Sprache ist gewählt und vorzugsweise für diejenigen berechnet, die beim Zuhören auch ein wenig denken wollen; eigentlichen Zierrath wendet er nur selten an, und dunkel und unverständlich wird er niemals; er liebt freilich abstracte Speculationen, aber Alles nimmt bei ihm gleich die Richtung zum Praktischen. Oft schreitet er mit der prägnantesten Kürze des Ausdrucks voran, und es bedarf dann wirklich der angestrengtesten Aufmerksamkeit des Zuhörers oder Lesers, um dem kühnen Redner in seinem schnellen Fluge zu folgen; grossartig erscheint er ferner im Analysiren, und er zerlegt die verwickelten Materien mit einer solchen Schärfe und Sicherheit in ihre einzelnen Theile, dass man ihm die volle Bewunderung nicht versagen kann. Er gehörte der Schule Jefferson's an und fand deshalb auf dem Kampfplatze viele ebenbürtige Feinde, denen er oft mit grossem Glücke entgegentrat. Sein Tod, welcher im vorigen Jahre erfolgte und dem Hinscheiden Clay's und Webster's kurz vorherging, wurde allgemein schmerzlich beklagt. Man schätzte ihn als einen lieben, munteren Gesellschafter, man achtete die Schärfe seines Geistes und verchrte ihn wegen seiner tiefen Religiosität und seines hohen sittlichen Werthes. Das ziemlich unbeschränkte Vertrauen, welches er in Andere setzte, veranlasste ihn zu manchen Fehlern, wenngleich es seinem Herzen Ehre machte, und sein grosser Eifer für das Wohl des Vaterlandes mehr noch als etwa ein kleinliches persönliches Interesse war wohl der Hauptgrund, dass er eigentlich zu oft als Sprecher auftrat, und dadurch vielleicht etwas ermüdete.

Von den übrigen americanischen Rednern der neueren Zeit verdienen noch Cass, Benton, W. Preston, Th. Corwin, M. Duffie, D. Barnard und Ch. Sumner genannt zu werden, über welche schliesslich noch einige kurze Bemerkungen folgen mögen. General Cass von Exeter in New Hampshire (geboren 1782) hat sich sowohl durch seine militärischen Verdienste als auch durch seine patriotischen, staatsmännischen Leistungen einen guten Namen erworben. Er schloss verschiedene wichtige Verträge mit indianischen Stämmen, machte sich besonders um das Emporblühen von Michigan verdient, wo er mehrere Jahre das Amt eines Gouverneurs inne hatte und bekleidete auch die Stelle eines Staatssecretärs für den Krieg längere Zeit unter General Jackson mit grosser Auszeichnung. Man nannte ihn in Beziehung auf seine Reden den „,Feinen Mann", und die Zartheit, mit welcher er stets seine Gegner behandelte, beweist den hohen Grad seiner Gutmüthigkeit. Da er eine sehr tüchtige allgemeine Bildung besass, so unterstützte er ganz besonders das Gedeihen der Wissenschaften in seinem Vaterlande und trug unter Anderem viel zu der Gründung gelehrter Gesellschaften bei, in denen er sogar selbst ein eifriges Mitglied war. So verdient z. B. sein vortrefflicher Vortrag über die früheste Geschichte von Michigan angeführt zu werden, welchen er 1829 in der dortigen historischen Gesellschaft hielt und ebenso die Festrede, die er bei dem Jahresfeste 1830 zu den Zöglingen des Hamilton College in New York sprach. Während

*) Wir besitzen eine Sammlung seiner Reden, welche in New York 1844 erschien.

seines Aufenthaltes in Frankreich, wo er sehr lange bis zum Jahre 1842 als Gesandter der Vereinigten Staaten gewirkt hatte, fand er nicht nur reiche Gelegenheit, seine mannigfaltigen Studien noch weiter auszudehnen und zu vertiefen, sondern er war hier zugleich der wärmste Freund seiner Landsleute, hatte für ihre Wünsche stets ein offenes Herz und erwarb sich dadurch die innigste Liebe und Verehrung. Herzlichkeit und Milde sind die charakteristischen Züge in all seinem Thun und Reden, ohne indessen durch Schwäche irgendwie verunstaltet zu werden. (II, pag. 159-164). Oberst Thomas H. Benton von Missouri, welchen wir neben ihm anführen, machte sich ebenfalls anfangs durch juristische Leistungen, dann durch kriegerisches Verdienst und endlich durch seine Wirksamkeit in dem Senate rühmlichst bekannt. Alle seine Reden, von denen die am 2. Februar 1831 über die Erneuerung der „charter of the Bank of the United-States“ wohl die wichtigste ist, zeichnen sich durch eine ungeheuere Genauigkeit, eine Fülle von statistischen Angaben und einen eigenthümlichen Ton der Belehrung aus, den man etwas schulmeisterlich nennen möchte. (II, pag. 164). Er hat sich stets sehr sorgfältig vorbereitet, beherrscht immer sein Material mit grosser Sicherheit und hat sich dadurch eine Zuversicht angeeignet, welche seine Würde oft in etwas unangenehmen Stolz überschlagen lässt. Die Anordnung seiner Gedanken ist sehr durchsichtig und klar, und seinem Ausdrucke fehlt es weder an Frische noch auch an Kraft. Er ist indessen als Redner bei dem grossen Haufen nicht eben beliebt und hat auch viele Feinde, die ihn oft sehr schmachvoll verläumdet haben. Gleich seinem grossen Vorbilde Jefferson hat er indessen von all solchen Gehässigkeiten niemals Notiz genommen. Der eigentliche Schönredner unter den americanischen Volksvertretern ist William C. Preston von Süd Carolina. Von frühester Jugend widmete er den Künsten und Wissenschaften die begeisterungsvollste Liebe, lebte längere Zeit in Europa und ward dort ein leidenschaftlicher Verehrer des Dramas. Daraus mag es sich denn auch erklären, dass seine ganze Redeweise, wenn er sich lebhaft für einen Gegenstand interessirt, etwas entschieden Dramatisches an sich hat; sein Styl erscheint dann zart und anmuthig, oft auch üppig und meistens sehr angemessen und voll Schönheit. (II, pag. 166). Er liebt das Plastische und Malerische auch im Ausdrucke und zeigt die höchste Kraft der Begeisterung in denjenigen Momenten, in welchen es sich darum handelt, sein theures Vaterland vor einer drohenden Gefahr zu bewahren. Neben ihm nennen wir den durch seine Natürlichkeit ausgezeichneten Thomas Corwin von Kentucky (geboren 1794), welcher seit vielen Jahren Ohio auf die würdigste Weise vertreten hat. Er ist ein tüchtiger Denker, frei von Pedanterie, Vorurtheil und allem sophistischen Wesen; mit grosser Gelehrsamkeit verbindet er eine sehr einnehmende Bescheidenheit, und allen seinen Worten fühlt man die volle Wahrheit der innigsten Ueberzeugung an; dabei besitzt er grosse Geistesgegenwart und einen schlagenden Witz, und es fehlt ihm in seinen Kämpfen ebensowenig an leichten Truppen, als auch an geistiger Artillerie vom starken Kaliber. Sein Ausdruck ist weder abgerissen noch eigentlich muthwillig, aber oft etwas stachelig, meistens indessen gewinnend und anziehend. Der Danton unter den americanischen Rednern ist endlich George Mc. Duffie, zwar nicht wie er sich gegenwärtig zeigt, sondern wie er sich früherhin darstellte, als er noch die ganze Kraft und Frische des jugendlichen Mannes besass. Wenn er mit seinen ausdrucksvollen Gesichtszügen, seiner mächtigen Stimme und seiner lebendigen Gesticulation sich in den Kampf einliess, so schien es immer, als ob er fast zu lange gewartet habe, unmittelbar vor dem Schlusse erst losgebrochen sei und dann in möglichst kurzer Zeit seinen Gegner völlig erdrücken wolle. Seine stürmische Heftigkeit kannte früher fast keine Grenzen, und sein fürchterlicher

Ernst, mit welchem er in dem Streite für den Freihandel und die State Rights Alles vor sich niederwarf, war oft von gewaltiger Wirkung. (II, pag. 157-159). Er zeichnete sich auch als Schriftsteller aus, und seine,,National and State Rights Considered" sind ein Werk wohlgereifter Ueberlegung. Bei dem Uebermaasse an Kraft würden seine rednerischen Leistungen musterhafter gewesen sein, wenn er es verstanden hätte, ein wenig Maass zu halten; aber er war nun einmal wie ein mächtiger Strom, welcher Alles mit sich fortreisst und jegliches Hinderniss zertrümmert, und wenngleich er sich nie abgeschmackt zeigte, so verdient doch auch seine beispiellose Heftigkeit durchaus nicht nachgeahmt zu werden, da sie zu der eigentlichen Grösse und zu wahrer oratorischer Kraft sehr wohl entbehrt werden kann.

D. D. Barnard, welcher längere Zeit am Hofe von Berlin Gesandter gewesen und erst in diesem Jahre durch den Präsidenten Pierce von seinem hohen Posten abberufen worden ist, hat sich durch seine Wirksamkeit in dem Congresse sehr ausgezeichnet. Er ist ein eifriger Staatsmann und fand deshalb nicht die rechte Musse, grössere Werke vorbereiten zu können; man muss dies wirklich bedauern, da seine wenige gedruckten Schriften, Reden und Vorlesungen zur Genüge beweisen, dass er auf dem Felde der Literatur grosses Glück gemacht haben würde. Die Gegenstände, welche er behandelte, waren von hohem, nationalen Interesse, und er besprach Alles mit rühmenswerther Gründlichkeit und in einer reinen und schönen Sprache. (II, pag. 175--178). Charles Sumner, dessen wir zuletzt noch gedenken, ist durch die Herausgabe seiner „Orations and Speeches" auch in weiteren Kreisen bekannt geworden; er verdient einer der gelehrtesten, beredtesten und kühnsten Sprecher in dem Senate von Washington genannt zu werden, und er vertritt daselbst die Partei der Humanität und des Fortschritts.

Wir können von dem Gegenstande nicht scheiden, ohne noch einige Worte über die geistliche Beredtsamkeit hinzugefügt zu haben.

Es ist bereits früher gesagt worden, dass das noch junge Land, welches seiner Bevölkerung bisher eigentlich wenig Musse zur Beschäftigung mit Schriftstellerei vergönnte, doch schon viele schätzbare Werke in der Theologie hervorgebracht hat, und dass die besten unter ihnen praktische Tendenzen verfolgen. Vorzugsweise sind in dieser Hinsicht die trefflichen Schriften zu beachten, welche dazu bestimmt waren, in populärer Weise religiöse Erkenntniss zu fördern, und wir müssen hier namentlich die Predigten anführen, welche sich durch Reinheit des Styles, Tiefe und Originalität der Gedanken in hohem Grade auszeichnen. Nach ihrer ganzen Richtung sind die Bürger der V. Staaten entschieden religiös, und es ist wenigstens der bei weitem grösste Theil des Volkes mit voller Achtung vor dem Christenthume erfüllt und hegt das eifrigste Verlangen, sich mit den Wahrheiten desselben genau bekannt zu machen und sich mehr und mehr darin zu vertiefen. Schon Poussin machte auf seinen Reisen die Erfahrung, dass dem Americaner der christliche Glaube zur täglichen Lebensübung nothwendig sei. Der Glaube ist ihm eine Wahrheit, die er mit seinem politischen Dasein förmlich vermischt, und er kann eine demokratische Gesellschaft ohne denselben ebenso wenig begreifen, wie das Fahren eines Schiffes ohne Steuermann. Er denkt oft und mit besonderer Vorliebe an die Bestimmung der menschlichen Natur, und es erklärt sich daraus die ungeheure Anzahl literarischer Erscheinungen auf allen Gebieten der Theologie, von denen die meisten in einfacher und leicht verständlicher Form abgefasst sind und eine ausserordentlich grosse Verbreitung in allen Theilen der Union gefunden haben; daneben verdienen auch die eigentlich wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiete der systematischen und exegetischen Theologie volle Anerkennung.

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