Page images
PDF
EPUB

Fellowships and Scholarships.

19

einige ebenfalls von Stiftungen herrührende „Readers" und,,Lecturers", z. B. einen „Reader in Geology“ (dieß ist jeht der berühmte Buckland), einen „Lecturer in Anatomy" etc.

Endlich ist noch der öffentliche Redner der Universität (the public oratór) zu erwähnen, der bei allen öffentlichen Gelegenheiten die Berichte und Adressen der Universität abfaßt und abwechselnd mit dem Professor der Poesie jährlich die große Universitäts-Rede (oration) hålt.

Alle diese Professoren sind außerdem auch noch Mitglieder von Collegien und haben nicht nur Einkünfte als Professoren, sondern auch noch als Collegienmitglieder, so wie sie denn auch in diesen Collegien wohnen, eben so wie z. B. bei uns in Oesterreich ic. die Lehrer an vielen Gymnasien außerdem auch noch Mitglieder eines Klosters find, welches das Recht hat, diese Lehrerstellen zu besehen. Die Auditorien (lecture-rooms) haben sie aber nicht wie unsere Professoren in ihrem eigenen Hause oder in einem gemeinschaftlichen. Universitätsgebäude, sondern dieselben find in verschiedenen der Universität zugehörigen Häusern vertheilt.

Außer diesen Profefforschaften (Professorships), d. h. Stiftungen für die Unterhaltung und Besoldung von Lehrern, giebt es auch noch mehre andere Stiftungen an der Universität für die Unterhaltung und Besoldung von Gelehrten, die aber dadurch nicht zum Lehren gezwungen werden, oder sogenannte „,Fellowships and Scholarships" (Came= radenschaften oder Schülerschaften). Solcher UniversitätsSchülerschaften giebt es etwa ein Dußend, jedes für zwei

20

,,Reisende Cameraden.“

oder vier oder mehr Scholars, die zu ihrem Unterhalt jährlich mit 30 oder 50 Pfund oder mehr versehen werden. Die meisten dieser Stiftungen haben auch ihre besonderen Zwecke. So giebt es mathematische und hebräische Schülerschäften. Gewöhnlich werden dieselben nur solchen Personen gegeben, die schon einen Grad auf der Universität erlangt haben und Mitglieder irgend eines der Collegien sind. Einige dieser Unterstüßungen werden nur für 4, andere für 10 oder gar für 14 Jahre ertheilt, und zuweilen ist nur die Bedingung dabei aufgelegt, jährlich 8 oder 6 Wochen an der Universität zu residiren. Und so kann es kommen, daß Jemand schon längst irgendwo eine Lebensstellung angenommen hat und jährlich noch auf sechs Wochen nach der Universität zurückkehrt, um nicht seine Einkünfte als Scholar zu verlieren.

,,Radcliffe's travelling Fellows" (Dr. Radcliffe's reisende Cameraden) sind die interessantesten unter jenen Fellowships. Es sind ihrer zwei, deren jeder 10 Jahre hindurch 300 Pfund jährlich bekommt, mit der Bedingung, daß er 5 von diesen Jahren in fremden Ländern jenseit der See reise.

Dieß ungefähr giebt eine Idee von den Einrichtungen an der Universität zur Unterhaltung von Lehrern und Schülern. Damit sich beim Leser nicht die Idee festsege, als seien die bezeichneten Stiftungen die einzigen in Orford, wiederhole ich hier lieber gleich noch ein Mal, daß wir bisher immer nur von der Universität redeten. Die Collegien haben wieder für sich eine Menge ähnlicher Stiftungen.

Die Universität als solche besißt ferner die berühmte

Universitätspredigten.

21

,,Bodleyan Library" (die von Sir Thomas Bodley gestiftete Bibliothek),,,the Ashmolean Museum" (das von Elias Ashmole gestiftete Museum),,,Radcliffe's Library" (die Bibliothek, welche der Dr. Radcliffe, der größte Wohlthäter der Universität, ihr schenkte), Radcliffe's Obser= vatorium, dann das Gebäude, welches,,the Clarendon" genannt wird und zu welchem das Geld allein aus dem Verkaufe des der Universität geschenkten Werkes des Lordkanzlers Clarendon: die Geschichte der Rebellion", gewonnen wurde, und in dem sich jeßt einige Bureaus der Universität und einige Lehrsåle befinden, das,,Theatre", von Gilbert Sheldon, Erzbischof von Canterbury, für die großen öffentlichen Universitätsacte gebaut, das Archiv und die Universitätsdruckerei. Man sieht mit Erstaunen aus dieser kurzen Skizze, bis zu welchem Grade diese Universität alle ihre Hilfsmittel und Institute bloß Privatpersonen verdankt, was sie übrigens fast mit allen anderen Instituten jeglicher Art in England gemein hat.

Da eben Privatpersonen es sind, welche die Universität groß gemacht haben, und da das Ganze nicht aus einem einzigen und einigem, von der Regierung entworfenen Plane hervorging, so kommt es, daß Alles so bunt ist, und daß sich auch viele Stiftungen vorfinden, die eigentlich mit einer Universitåt, als einer Anstalt für die Tradirung der Wissenschaften an junge Leute, durchaus in keiner engen Beziehung zu stehen scheinen. So z. B. machte, ein Mr. Bampton eine Stiftung für 8 Predigten, welche ein Mitglied der Universität jährlich in der Marienkirche zur Widerlegung der Keßer und Schismatiker und zur Aufrechthal

22

Die,,Clerks of the Market."

tung des wahren christlichen Glaubens, wie er in der Bibel und in denGlaubensartikeln enthalten ist, zu halten. Der Lectu= rer, welcher jährlich diese Predigten halten soll, darf nach dem Willen des Erblassers nur an dem Dienstage nach Ostern von den Häuptern der Collegien und von sonst Niemandem (and by no other) in dem Zimmer, welches an die Universitätsdruckerei stößt, zwischen 10 Uhr Morgens und 2 Uhr Nachmittags gewählt werden. (Die Universität wird in große Verlegenheit gerathen, wie sie den Willen des Erblaffers erfüllen soll, wenn jenes alte Zimmer einst in Ruin zerfallen sein wird.) Die Predigten sollen zwei Monate nach ihrer Abhaltung gedruckt werden, und der Prediger nicht eher seine Bezahlung erhalten, als bis wenigstens 30 Eremplare gedruckt sind. Ein Exemplar davon soll dem Kanzler der Universität, eines jedem Haupte der Collegien und eines dem Mayor der City von Orford gegeben werden. Man sieht, wie viele uralte Dinge in England sich noch jezt le= bendig regen und bewegen.

Es giebt noch mehre andere bei der Universität ange= stellte und fungirende Personen. Die merkwürdigsten von ihnen sind die,,Clerks of the Market" (die Marktschreiber), deren Existenz man nach dem, was ich von der Abhängig= keit der Stadt Orford von der Universität gesagt habe, verstehen wird. Diese Marktschreiber werden aus den Principalen der Hallen genommen, müssen wenigstens den Grad eines Magisters oder Baccalaureus haben und sind verpflichtet, von der Größe des Brodes Notiz zu nehmen und die Maße und Gewichte, die Preise und Qualitäten der Lebensmittel zu beaufsichtigen. Man sieht hieraus, daß

[blocks in formation]

manche Kraft und Kunst in Dingen verschwendet wird, die ursprünglich wenig mit dem Zwecke einer Universität zu thun haben. Doch wir werden weiter unten noch andere Beispiele davon sehen.

Der jährliche Gang der Universitätsgeschäfte ist in vier Abtheilungen oder Quartale getheilt, welche,,terms“ (Termine) genannt werden, Michaelis-Termin, Oster-Termin u. s. w. Während dieser Termine nun müssen die Stu denten sich an der Universität selber befinden, in ihren respectiven Collegien wohnen und ihren Studien obliegen, oder, wie der Kunstausdruck lautet,,,keep their terms“ (ihre Termine einhalten).

Der (außere) Zweck ihrer Studien geht nun dahin, fich dadurch in den Stand zu sehen, die verschiedenen Grade und Würden der Universitát (the degrees) zu erwerben, oder, wie der Kunstausdruck lautet,,,to take their degrees", erst die niedrigen Grade, dann die höheren und dadurch zu den verschiedenen Pfründen und Aemtern, deren Erlangung von dem Besize dieser Grade abhängt, zu gelangen, oder sich sonst dadurch zu anderen Lebensstellungen geschickt zu machen.

Diejenigen Studenten (students), welche noch gar keinen Grad,,genommen" haben, heißen,,Undergraduates" (Nichtgraduirte), die anderen aber,, Graduates" (Gra=. duirte).

Diese Grade sind nun von unten herauf folgende:

,,Bachelors in Music" (Baccalaureen in der Musik). Diesen Grad nehmen nur diejenigen wenigen, welche sich mit der Musik beschäftigen.

« PreviousContinue »